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Dem Klimaschutz Beine machen

Veröffentlicht am 21.10.2015 im #COP21-Blog

Obwohl von Haus aus Optimist: Meine  Erwartungen an COP21  sind eher Hoffnungen.  Unsere Klimaschutzziele liegen in weiter Ferne.

Ein Hoffnungsschimmer: Der G7-Gipfel neulich auf Schloss Elmau hielt am Zwei-Grad-Ziel fest, will den Treibhausgas-Ausstoß bis 2050 um 70 Prozent  verringern  und die Weltwirtschaft verpflichten, bis 2100 ohne kohlenstoffhaltige Energieträger auszukommen. Anders gesagt: G7 will die Wirtschaft dekarbonisieren.

Die EU hat bereits Vorarbeit geleistet: Sie möchte den Treibhausgas-Ausstoß in den nächsten 15 Jahren um mindestens 40 Prozent senken, verglichen mit 1990. Das sind  sportliche Ziele. Deshalb müssen wir dem Klimaschutz Beine machen.

Fest steht: Die Dekarbonisierung ist eine Herkules-Aufgabe. Das Dumme: Diese Last wächst Jahr für Jahr, wird schwerer und natürlich auch teurer –  es sei denn, die Abkehr von kohlenstoffhaltigen Energieträgern wird bald systematisch eingeleitet. Überall.

Die Dekarbonisierung wird viel Geld verschlingen

Die Wissenschaft ist sich einig: Das Klima erwärmt sich stärker als erträglich,  wenn wir die Weltwirtschaft nicht auf Klimaschutz trimmen. Das verlangt neue Infrastrukturen. Die Dekarbonisierung wird deshalb viel Geld verschlingen. Aber ohne wird’s noch teurer.

Dann drohen klimatische Katastrophen, ein ökonomischer Absturz und eine gesellschaftspolitische Zerreißprobe. Das Klima geht buchstäblich den Bach hinunter – oder lässt die Bäche versiegen. Die Folgen sind Überschwemmungen oder Dürren. Sie setzen riesige  Flüchtlingsströme in Gang.

Schon heute sind 20 Millionen Menschen auf der Flucht. Eine Studie der Universität Oxford spricht von allein 200 Millionen Klimaflüchtlingen bis 2050,  wenn wir das Ruder im Klimaschutz nicht herumreißen. Deshalb: Europa muss handeln.

Europa muss in Paris mit einer Stimme sprechen

Das Europäische Parlament vermittelt dem Weltklimagipfel eine klare Botschaft: Es will das Emissionshandelssystem stärken, zum Beispiel Emissionszertifikate zurückhalten und eine Marktstabilitäts-Reserve einführen.

Europa muss in Paris mit einer Stimme sprechen. Kakophonie können wir uns nicht länger leisten. Nur als Einheit ist Europa stark und kann seine schon fast verlorene Rolle als Klima-Vorbild  zurückgewinnen und die Lösung der Klimaprobleme beeinflussen.

Europa muss versuchen, vor allem die USA und China, aber auch die Schwellenländer auf einen wirkungsvollen Klimaschutz einzuschwören. Alleingänge helfen nicht weiter.

Wir müssen aber darauf achten, dass unsere Industrie nicht in die Knie geht. Das gilt auch für die energieintensive, zum Beispiel für Aluminium, Kupfer, Zink oder Blei. So ist Alu für fast alle Technikbereiche unverzichtbar. Es ist ein leichtes, langlebiges und wartungsfreies Metall, komplett recycelbar. Aber: Die Produktion braucht viel Strom.

Ohne Industrie gelingt Kampf gegen den Klimawandel nicht. Auch für Windräder braucht man Stahl – außerdem Kupfer, Gusseisen, Beton, Glasfaser, Epoxidharz, Lacke und Metalle der Seltenen Erden. Windräder stehen für saubere Energie, Klimaschutz, Hightech und technische Innovation – aber auch für eine industrielle Basis, ohne die wir Windräder nicht bauen können.

Der Umweltausschuss im Europäischen Parlament will langfristige Lösungen. Klimaschutz ist für ihn eine europäische Verpflichtung. Dazu gehört eine ehrgeizige Strategie mit weniger Emissionen, viel mehr erneuerbaren Energien und besserer Energieeffizienz.

Moderne Industrie und ökologische Nachhaltigkeit sind kein Widerspruch

Auch neue Wirtschaftsformen können weiterhelfen. Moderne Industrie und ökologische Nachhaltigkeit sind kein natürlicher Widerspruch. Ein Schlüssel zum Erfolg kann die Blue Economy sein. Sie schützt die Ökosysteme, schafft  Arbeitsplätze und versteht Emissionen und Abfälle als fehlgeleitete Ressourcen. Sie reproduziert ihre sozialen, ökonomischen und ökologischen Grundlagen stets neu.

Auch das Cradle-to-Cradle-Konzept („Von der Wiege zur Wiege“) von Professor Braungart verspricht viel: Über biologische und technische Nährstoffkreisläufe werden die richtigen Materialien zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort eingesetzt. Einmal geschöpfte Werte bleiben für Mensch und Umwelt erhalten.

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Matthias GrooteMatthias Groote ist Mitglied des Europäischen Parlaments und Sprecher für Umwelt der S&D-Fraktion