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Wie stellen wir die Energiewende auf ihre eigenen Füße?

14.07.2021

Ein Plädoyer für Differenzkontrakte

Die Energiewende erfordert eine Menge Ideenreichtum, gerade bei der Frage nach der Energieerzeugung. Innovationen sind jedoch gerade zu Beginn häufig teuer und unrentabel. Der Energiebedarf der Menschheit steigt derweil unaufhaltsam weiter und während die fossilen Energieträger zum Auslaufmodell werden, gehört die Zukunft den klimafreundlichen Technologien.

Der Ausbau der Windkraft- und Photovoltaikanlagen wurde bislang über die EEG-Umlage gefördert – viele neue Technologien brauchen eine Starthilfe, um den Weg in die freie Marktwirtschaft zu finden. Mit der Wende in der Energieerzeugung geht auch die Wende im Bereich des Energieverbrauchs einher. Prozesse werden elektrifiziert oder fossile Brennstoffe durch klimafreundliche Alternativen, wie beispielsweise Wasserstoff, ersetzt. Jedoch eines bleibt – der Energiehunger Energie ersetzt menschliche Arbeitskraft und ermöglicht Wohlstand, allein aus diesem Grund wird der Energiebedarf global gesehen auch weiterhin steigen. Das bedeutet, dass schnellstmöglich viel „saubere“ Energie zur Verfügung gestellt werden muss und das zu international konkurrenzfähigen Preisen!

Die Subventionierung des Ausbaus der Erneuerbaren über die EEG-Umlage soll abgeschafft und durch ein besseres Instrument ersetzt werden. Gerade im Bereich der Windkraftanlagen scheint die Perspektive einer Refinanzierung der Anlagen zu international wettbewerbsfähigen Strompreisen jedoch noch in weiter Ferne. Es braucht also weiterhin Unterstützung für den aktuell sehr schleppenden, aber dringend benötigten Ausbau, denn gerade die Industrie steht in Deutschland unter erheblichem Druck, neue Technologien und Verfahren zu entwickeln und diese brauchen in der Regel Strom, um die bisherigen konventionellen Energieträger zu ersetzen. Die Tatsache, dass andere Länder aufgrund zufälliger geografischer Gegebenheiten besseren Zugriff auf CO2-freie Energieversorgung haben, bringt gerade energieintensive Unternehmen, die sich im globalen Wettbewerb befinden, in Bedrängnis. Sie stehen einerseits unter dem Druck, Ihre Prozesse und damit Produkte zu „vergrünen“ und unterliegen andererseits auch noch dem globalen Preisdruck. Der Grünstrom in Deutschland ist jedoch bislang noch zu teuer, um als stromintensives Unternehmen international konkurrenzfähig zu bleiben. Die Folgen der Fortführung einer solchen Energiepolitik wären verheerend für den Industriestandort Deutschland.

Ein wirksames Überführungsinstrument von einem vollumfänglich subventionierten EE-Ausbau zu einer sich selbst tragenden Energieerzeugung müsste daher dort Sicherheit bieten, wo aufgrund regulatorischer Eingriffe oder Unwägbarkeiten Risiken entstehen und könnte im Sinne eines „quid pro quo“ bei besonders günstigen Entwicklungen aus Einnahmen rückgespeist werden. Eine solche Absicherung hätte den Charme, dass regulatorische Risiken nicht mehr in die Preisbildung einfließen müssten. Sogenannte Differenzkontrakte (englisch: Contracts for Difference, CfD) tun genau das und kommen bereits in einigen Ländern zur Anwendung.

Für den Projektierer beispielsweise eines neuen Windparks wäre es damit möglich, seiner Kalkulation einen festen Strompreis zugrunde zu legen, der konkurrenzfähig gegenüber den Mitbewerbern um den zur Verfügung gestellten Standort ist und gleichzeitig alle Fixkosten deckt. Diese damit mögliche „Cost-plus“-Kalkulation gepaart mit einem Absicherungsinstrument wie dem CfD ermöglicht eine wettbewerbsfähige Strompreiskalkulation, da der während der Betriebslaufzeit der Anlage tatsächlich am Strommarkt erzielte Strompreis symmetrisch gegen diesen Festpreis ausgeglichen wird. Ist der Marktpreis niedriger, bekommt der Erzeuger den Differenzbetrag. Ist der Marktpreis höher, zahlt der Erzeuger die Differenz in einen Ausgleichsfond.

Zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, die global agieren und damit im Wettbewerb mit Regionen stehen, die mit ihren Energiekosten den Marktpreis bestimmen, braucht der Industriekunde auf der anderen Seite wiederum eine Absicherung dieses Strom-Festpreises gegen das internationale Strompreisniveau. Hier gilt dasselbe Prinzip: Ist der internationale Referenzpreis höher, zahlt der Industriekunde in einen Fond, ist der Referenzpreis niedriger, erhält er die Differenz aus dem Fond.

Die Kombination dieser beiden Absicherungsmechanismen – nennen wir das Instrument „Doppel-CfD“ – sichert einerseits den notwendigen unternehmerischen Wettbewerb auf beiden Seiten, gewährleistet aber andererseits dennoch die notwendige Planungssicherheit für die jeweiligen Transformationspfade zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Unter diesen Voraussetzungen können und werden sich die für die Transformation maßgeblichen Akteure auf den Weg machen in die Umsetzung einer konsequenten Energiewende, die auch betriebswirtschaftlich attraktiv ist.

 

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Heribert Hauck

Leiter Energiewirtschaft

TRIMET Aluminium SE