Klimaschutzpotenziale des Metallrecyclings und des anthropogenen Lagers
Aktuelle Berechnungen des Öko-Instituts zu Klimaschutzpotenzialen des deutschen Metalllagers
Das Öko-Institut hat in einer aktuellen Studie im Auftrag der Unternehmensinitiative Metalle pro Klima der WVMetalle folgende neue Erkenntnisse zum Metallrecycling in Deutschland festgestellt:
- Das Recycling von Aluminium, Kupfer, Zink, Blei und Nickel trägt mit jährlich mehr als 7 Mio. Tonnen eingesparter CO2-Emissionen wesentlich zur Klimaschonung bei.
- Metalle akkumulieren in Metalllagern. Absolut betrug das NE-Metalllager in Deutschland im Jahr 2014 rund 76,5 Mio. Tonnen. Dies entspricht rund 950 kg NE-Metalle pro Einwohner. Auf Basis durchschnittlicher Schrottpreise stellt das anthropogene Lager 2014 einen Gesamtwert von rund 132 Mrd. Euro dar. Pro Einwohner entspricht dies 1.656 Euro.
- Das NE-Metalllager in Deutschland wächst bis 2050 schätzungsweise auf rund 130 Mio. Tonnen bzw. gut 1600 kg NE-Metalle pro Einwohner. Auf Basis heutiger Schrottpreise stellt das Lager 2050 insgesamt einen Wert von rund 245 Mrd. Euro dar, pro Einwohner entspricht dies etwa 3.065 Euro.
- Der deutsche NE-Metallstock wächst pro Einwohner und Jahr um rund 19 kg. Dies entspricht einem jährlichen Wertzuwachs von etwa 36 Euro.
- Das theoretische Einsparpotenzial für Treibhausgasemissionen bei Kompletterschließung des NE-Metalllagers durch Recycling würde für den Stock 2014 rund 390 Mio. Tonnen Treibhausgase betragen und für den Stock 2050 rund 634 Mio. Tonnen. Letztere Zahl entspricht z. B. dem gut 3,9-fachen der aktuellen CO2-Emissionen des Verkehrsbereichs in Deutschland.
- Das wachsende NE-Metalllager in Deutschland ist ein Ressourcen- und Energiespeicher für künftiges Recycling, das nachfolgenden Generationen grundsätzlich wieder zum Recycling ohne Qualitätsverlust zur Verfügung steht. Die Primärmetallproduktion ist dennoch weiter notwendig aufgrund wachsender Märkte (u. a. Leichtbau, Erneuerbare Energien, Elektromobilität) und beschränkter Schrottverfügbarkeit wegen oft langen Bindungsdauern von Metallen. Zusätzliche Einsparungen an Treibhausgasen sind bis 2050 möglich bei effizienter Erschließung des wachsenden NE-Metalllagers in Deutschland.
Metalle sind permanente Materialien
Metalle haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber vielen anderen Werkstoffen. Metalle werden GE-braucht, nicht VER-braucht. Sie kommen als permanente Materialien erneuerbaren Rohstoffen beziehungsweise Mehrweg-Werkstoffen sehr nahe. Metalle lassen sich mit verhältnismäßig geringem Aufwand immer wieder zu neuen Werkstoffen umwandeln – und das ohne Qualitätsverlust.
Antropogenes Metalllager
In Produkten oder der Infrastruktur investierte NE-Metalle sind nicht verloren, sondern nur für eine gewisse Zeit gebunden. Denn Metalle, die heute in die Nutzung gehen, sind in Bauwerken, der Infrastruktur oder in Investitions- und Gebrauchsgütern nur vorübergehend gespeichert und gehen nicht verloren. Unsere Kinder und Enkel können aus diesem Lager immer wieder Metalle für ihre Bedürfnisse entnehmen – und dies mit weit geringerem Aufwand und Klimaemissionen als die Vorgängergenerationen, die diese Metalle mühsam aus Erzen extrahieren mussten.
Positionen zum Thema Metallrecycling
- Im Circular Economy Paket der EU müssen recyclingfreundliches Produktdesign, ehrgeizige Erfassungs- und Recyclingquoten, Deponierungsverbote für werthaltige Produkte, die Bekämpfung illegaler Abfallexporte und Zertifizierungssysteme für Recyclinganlagen hochrangig und verbindlich verankert werden.
- Darüber hinaus ist eine eigenständige Definition für „permanente Materialien“ zu schaffen und erneuerbaren Rohstoffen gleichzustellen. Materialien im anthropogenen Lager müssen als Recyclingpotenziale in Ökobilanzen und Ressourceneffizienzindikatoren angerechnet werden.
- Die Bekämpfung illegaler Produkt- und Abfallexporte gibt Anreize, in Europa in hochwertige Recyclinganlagen zu investieren und verhindert, dass wertvolle Werkstoffe in Länder mit geringen Umwelt- und Sozialstandards verschwinden. Hierzu könnte ein verbindliches Zertifizierungssystem für z. B. Elektroaltgeräte oder Altbatterien beitragen, welches die Einhaltung hochwertiger Recyclingstandards garantiert.
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